Bevor ich nun zu sehr abschweife, lassen Sie uns gemeinsam an die Nahe zurückkommen. Es ist schon nicht leicht, diese Region auf der Deutschlandkarte zu finden, doch mit dem Navi …. Kurzum: Ich war dort und - von den sprichwörtlichen - Socken.
Denn ich musste feststellen, dass aus diesem verborgenen Fleckchen Deutschlands allerlei Interessantes zu berichten ist. Zum Beispiel hatte ich keine Ahnung, dass ich mich auf über 300 Millionen Jahre alten Böden bewege. Nun gut, das alleine sagt noch nicht viel. Aber in Verbindung mit der Geschichte wird es interessant. Denn es waren damals Meeresböden auf denen ich gar nicht hätte stehen können, dann die Meeressedimente des Tertiär mit den offenen und eingeschlossenen fossilen Anteilen und später Vulkanlandschaften mit allen dazugehörigen Auswirkungen. Das dies und viele andere Ursachen „schmeckbare“ Auswirkungen mit sich bringt, versteht sich von selbst.
Weniger „schmeckbar“, aber nachvollziehbar ist, dass diese Gegebenheiten schon vor 2000 Jahren von den Römern erkannt wurden. Später waren es dann die Mönche, Bischöfe und die Fürsten, die wohl zu keinem der hier kultivierten Naturprodukte nein gesagt hätten. Womit wir endgültig beim Wein angelangt wären. Und wer nun immer noch meint, dass die Straußwirtschaft eine badische oder pfälzische Erfindung sei, kann sich hier eines Besseren belehren lassen.
Nun - dies alles haben der tüchtige Uli Lorenz und seine charmante und weinkundige Frau Johanna natürlich nicht erfunden, aber kultiviert. Und zwar mit einer Perfektion, die ihresgleichen sucht.
Die Grundlagen: das Familienweingut Lorenz & Söhne, mit seinen 45 ha Weinbergen in den interessantesten Lagen um Bad Kreuznach. Das diese unterschiedlichstes Terroir haben ergibt sich fast zwangsläufig. Dennoch wurden nicht einfach bestimmten Traubensorten geeignete Böden zugeordnet, sondern die einmalige Charakteristika der Böden mit der hier traumhafte Ergebnisse versprechende Rieslingtraube genutzt.
In Frankreich sprächen wir ganz ehrfürchtig von Cru und Grand Cru , zwangsläufig mit einer entsprechenden Preisgestaltung. Uli Lorenz spricht hier ganz einfach von „Tatorten“, auch wenn es sich z.B. bei der Lage Wallhäuser Johannisberg mit bis zu 60% Gefälle um einen der steilsten und nachgewiesenermaßen ältesten Weingärten Europas handelt.
Wohl denn, lieber Uli, diese Bescheidenheit ehrt und das Ergebnis kann sich schmecken lassen. Schluck für Schluck Lebensfreude. Ich meine dies nicht beiläufig, sondern bin mittlerweile überzeugt von diesen Tropfen, die ich in dieser Differenziertheit und Qualität noch vor wenigen Jahren fast für unmöglich gehalten hätte. Eine Qualität, die sich durchaus mit den Größten der deutschen Weinszene messen lassen kann. Danke Euch beiden für diese „Bereicherung.“ Und Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, ein spannendes Kennenlernen der Lorenz-Weine aus der wunderbaren Weinregion Nahe.
Mit den besten Wünschen und Grüßen
Ihr
Wolf Kurzenhäuser
Bei dieser Gelegenheit noch etwas: Vergessen Sie einmal die Legende, dass „man“ Weißwein aus kleinen und Rotwein aus großen Gläsern trinkt. Versuchen Sie es mal anders: kleine Alltagsweine aus den kleineren, größere Weine aus größeren Gläsern. (Aber immer Gläser, die oben enger werden, die den Duft und den Geschmack so wunderbar konzentrieren.) Ihrer Nase, der Zunge und dem Gaumen zuliebe … Und immer dran denken, dass man „Tatort“ nun wirklich mit allen Sinnen genießen kann. |